Kryptowährungen & digitale Assets

Einblicke in digitale Assets: Interview mit Dr. Ulli Spankowski

06.06.2024

Digitale Assets Ulli Spankowski

 

In diesem Beitrag teilt Dr. Ulli Spankowski, Chief Digital & Product Officer von Boerse Stuttgart Digital und Krypto-Experte, Einblicke in seinen Werdegang im Bereich Digital Assets, die Krypto-Allokation im Retail- und institutionellen Bereich, die Risiken von Investments in digitale Vermögenswerte, Europa als regulatorischer Vorreiter mit MiCAR und die Rolle der Sicherheit bei Zukunftstechnologien.

Welche Anknüpfungspunkte haben Sie zu digitalen Assets? 

Ich bin seit 2017 Teil der Boerse Stuttgart Group und baue dort als Chief Digital Officer den Bereich für Kryptowährungen und digitale Assets auf und aus. Wir sind der Infrastrukturanbieter für den Zugang zu Kryptowährungen und digitalen Assets für klassische Finanzinstitute, wie Banken und Asset Manager. Seit 2017 haben wir mit der Retail-Trading-App der Börse Stuttgart Erfahrungen in diesem Bereich aufgebaut und bieten mittlerweile über 800.000 Kunden Zugang zu Kryptowährungen. Inzwischen ermöglichen wir aber auch anderen Unternehmen und Finanzdienstleistern Zugang zu digitalen Assets. Unsere B2B2C Lösungen umfassen ein institutionelles Brokerage-Angebot, einen regulierten MTF und einen regulierten Verwahrer. 

Was waren einige der wichtigsten Erkenntnisse in Ihrer bisherigen Laufbahn? 

Vor allem im Bereich der Regulierung konnte ich sehr viele spannende Erkenntnisse mitnehmen. 2017 hatte ich die Vorstellung, ab sofort Bitcoin zu handeln und innerhalb von drei Jahren Kunst oder Autos in Form von Tokens zu besitzen, alles in einem Portfolio. Da musste ich lernen, dass die Regulatorik einen sehr großen Einfluss auf das gesamte Umfeld hat. Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, Oldtimer und Kunstgegenstände in digitalisierter Form in mein Portfolio aufnehmen zu können. Mittlerweile gibt es einige Lösungen auf dem Markt, die das zum Teil bereits anbieten. Zu lösen ist allerdings das Problem, dass es für viele dieser digitalen Assets noch keinen Sekundärmarkt gibt. Denn nur weil ich eine Immobilie tokenisieren und mannigfaltig über die Fraktionalisierung verfügbar machen kann, heißt das noch lange nicht, dass jemand aus Asien oder Amerika in Frankfurt eine Immobilie handeln will. Es gibt spannende Asset-Klassen wir Private Equity, bei denen eher der Wertpapiercharakter im Vordergrund steht. Bei der Tokenisierung von Real-World-Assets - Immobilien, Kunst, Oldtimer - stellt sich die Frage, wie regional solche Märkte aufgebaut sein müssen, um erfolgreich zu sein. Bei der Tokenisierung von Assets, wie Wertpapieren oder verbrieften Derivaten sehen wir hingegen eine hohe Nachfrage auf der Emittentenseite. Gleichzeitig gehört die zweitgrößte Schweizer Börse, BX Swiss, zur Boerse Stuttgart Group. BX Swiss treibt die Tokenisierungsaktivitäten der gesamten Gruppe voran, da in der Schweiz eine Regulierung mit der neuen DLT-Lizenz besteht. 

Welche interessanten Erkenntnisse gibt es über die Demografie Ihrer Kunden?

Das Interesse an Kryptowährungen ist bei jüngeren Anlegern größer. Ich glaube aber nicht, dass dies auf die Nachfrage der Investoren zurückzuführen ist, sondern eher auf das Angebot, das nicht auf die Altersgruppen abgestimmt ist. Als wir unser Retail-Angebot geschaffen haben, hatten wir als Zielkunden einen Mitzwanziger vor Augen und haben unsere Trading Plattform entsprechend aufgebaut. Tatsächlich ist unsere Kundengruppe im Durchschnitt über 40 Jahre, die Kerngruppe ist zwischen 35 und 65 Jahre alt, mit entsprechend abweichenden Portfoliozusammensetzungen und Anlagevolumina als ursprünglich angenommen. Das hohe Interesse der älteren Kundensegmente ist sicherlich auf unsere Reputation als Gruppe Börse Stuttgart mit über 160 Jahren Tradition und Expertise im Finanzmarkt zurückzuführen. Wenn Angebote von einem verlässlichen Partner zur Verfügung gestellt werden, den die Kunden bereits kennen und dem sie vertrauen, wie es bei den Sparkassen und Volksbanken der Fall ist, dann ist die Adaption auch bei den älteren Jahrgängen deutlich höher. 

Die hohe Volatilität und schlechte Bewertbarkeit von Kryptowährungen tragen sicherlich dazu bei, dass Investoren noch zurückhaltend sind. Wie beurteilen Sie dies im Hinblick auf institutionelle Investoren? 

Die Risikoprofile institutioneller Investoren sind unterschiedlich und es gibt sicherlich einen signifikanten Anteil, der gerne Zugang zu Kryptowährungen hätte, aber aufgrund seiner Anlagepolitik nicht in "Native Crypto“ investieren darf. Sie brauchen also eine andere Möglichkeit, um in Kryptowährungen zu investieren, zum Beispiel über ETNs oder ETFs. In den USA ist seit der Zulassung der Bitcoin-Spot-ETFs von BlackRock, Grayscale Investments und anderen bekannten Vermögensverwaltern durch die Securities and Exchange Commission im Januar eine starke institutionelle Nachfrage nach Kryptowährungen zu verzeichnen.

Welchen Einfluss hat MiCAR auf die Attraktivität und Sicherheit des europäischen Finanzplatzes im globalen Vergleich - etwa mit den USA oder asiatischen Märkten?

MiCAR schafft ein sicheres, EU-weites Umfeld mit klaren Regeln, die das Vertrauen in den Kryptomarkt weiter stärken. Die regulatorische Sicherheit in Europa und das Inkrafttreten werden eine wichtige Startrampe für das Wachstum von Krypto im institutionellen Bereich sein. Damit könnte der Finanzplatz Europa die USA überholen und sich als führender Standort im Bereich Krypto und digitale Assets positionieren. Insgesamt sind wir in Europa also auf einem guten Weg, was die Wettbewerbsfähigkeit angeht, aber natürlich gibt es auch hier noch Verbesserungsbedarf. Das sieht man zum Beispiel am DLT-Pilot-Regime, das noch gewisse Herausforderungen mit sich bringt. 
 
Das DLT-Pilot-Regime, eine EU-weite Regelung, die im März 2023 in Kraft trat und als temporäre „Regulatory Sandbox“ für den Handel und die Abwicklung von Finanzinstrumenten auf Basis der Distributed-Ledger-Technologie dienen soll, begrenzt beispielsweise die Investitionssumme. Investoren müssen sich gut überlegen, ob sie ein Geschäftsmodell in diesem temporären gesetzlichen Rahmen mit verschiedenen Einschränkungen aufbauen wollen. Das DLT-Pilotregime ist auf sechs Jahre befristet, wie und in welcher Form es weitergeführt wird, ist derzeit noch offen. Der hochinteressante Bereich mit derivativen Konstrukten und hohen Investitionsvolumina, in dem sich der Einsatz der DLT-Technologie am meisten lohnen würde, ist nicht in das Regime integriert.

Ist Sicherheit bei der heutigen Technologie ein großes Thema? Wie begegnen Sie den Risiken?

Es ist eine andere Art von Risiko. Technologisch lässt sich heute deutlich mehr kontrollieren als früher. Bei einem 50-Euro-Schein, den ich in bar erhalte, weiß ich gerade mal, wer ihn direkt vor mir in der Hand hatte. Bei der Blockchain-DLT ist alles komplett nachvollziehbar. Das führt zu operativen Problemen. Wie viele Schritte müssen im Anti-Money-Laundering-Prozess zurückverfolgt werden? Wo soll der Schwerpunkt liegen? Wir haben uns monatelang damit beschäftigt, wie die operativen Prozesse mit rechtlichem Beistand und mit der Aufsicht richtig aufgebaut werden können. Das ist Teil des Anfangsinvestments, und zwar nicht nur in die Technologie, sondern vor allem in operative Prozesse und Know-how, das zuvor im Unternehmen nicht vorhanden ist.
 
Bei Boerse Stuttgart Digital bieten wir unseren Kunden ein Höchstmaß an Sicherheit und Zuverlässigkeit bei der Verwahrung von Kryptowerten und digitalen Assets. Die Boerse Stuttgart Digital Custody GmbH hält die Kryptoverwahrlizenz und wird somit von der BaFin beaufsichtigt. Zusätzlich ist unser Informationssicherheitsmanagementsystem nach ISO 27001 zertifiziert. Die treuhänderisch verwahrten Kryptowerte sind über eine Partnerschaft mit Munich RE umfassend versichert. Risiken wie Diebstahl oder Hacker-Angriffe sind darin abgedeckt.
 
Sie möchten die Business-Potenziale von digitalen Assets nutzen, wissen aber noch nicht wie? Als führender Infrastrukturanbieter für integrierte und maßgeschneiderte Lösungen entlang der Wertschöpfungskette von Kryptowährungen und digitalen Assets in ganz Europa begleiten wir Banken, Broker und Asset Manager als zuverlässiger Partner Schritt für Schritt auf dem Weg in die digitale Finanzwelt. Wir verfügen als Teil der Boerse Stuttgart Group über 160 Jahre Erfahrung im Kapitalmarktgeschäft und bieten sichere und zuverlässige Brokerage-, Trading- und Custody-Lösungen, um institutionellen Partner einen einfachen und zuverlässigen Zugang zur Welt der Kryptowährungen und digitalen Assets zu ermöglichen!


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